Er hat dazu beigetragen, die Welt ein kleines Stück zu verbessern. Unermüdlich setzte er sich für das Positive ein. Mehr Liebe, mehr Empathie, mehr Achtsamkeit aufeinander. Seit gestern ist Johannes Korten tot. Er hat sich das Leben genommen, weil ihn das Grauen der Welt erdrückte, er die Last der Verantwortung und die schrecklichen Nachrichten der letzten Tage nicht mehr verkraften konnte.
Als ich am Montagmorgen gegen 6 Uhr mit Migräne aufwachte und meine Timeline auf Twitter nachlas, fiel mir vereinzelt der Hashtag #wirfürhannes auf. Noch konnte ich nichts damit anfangen, aber mein Bauchgefühl sagte mir: Da ist etwas wirklich Schlimmes passiert. Als ich dann kurz danach auf den neuesten Blogeintrag von Johannes stieß, war es schreckliche Gewissheit. Er hatte dort gegen 5 Uhr seinen Abschiedsbrief veröffentlicht.
https://twitter.com/jkorten/status/757437748328427520
Was kann ich über Johannes schreiben, das nicht schon geschrieben wurde? Vielleicht, wie ich ihn wahrgenommen habe und wie er mein Leben beeinflusste, obwohl ich nur einmal das Glück hatte, ihn persönlich zu treffen. Dieses eine Mal ist noch nicht so lange her. Es war auf der Republica 2016 in Berlin und wir haben auch nur sehr kurz miteinander geredet.
Etwas mehr Kontakt hatten wir über Twitter. Johannes war einer der ersten Menschen, die mir dort folgten und ich weiß bis heute nicht, warum. Es ist ein wunderbares Gefühl, dass ich für so einen Menschen interessant genug war. Das ist es, was er immer vermitteln konnte: Den Glauben an jemanden oder etwas. Das ist es auch, was ihn zum Markenbotschafter der GLS-Bank machte. Eine Bank mit ethischen Grundsätzen. Das ist etwas Kostbares, etwas Seltenes heutzutage.
Doch wusstet ihr auch, dass die GLS-Bank einer der ersten Sponsoren für das Literaturcamp in Heidelberg war? Während die meisten Verlage noch zögerten und der Idee eines Literatur-Barcamps skeptisch gegenüber standen, glaubten zwei Menschen der GLS-Bank an uns: Rouven Kasten und Johannes Korten.
Rouven hatte ich vor einiger Zeit auf einem Barcamp persönlich kennengelernt und sofort mitsamt seiner Frau Saskia ins Herz geschlossen. Am 21. Januar 2016 schrieb ich Rouven via Twitter eine private Nachricht:
“Hallo Rouven,
ich weiß nicht, ob du es schon mitbekommen hast: Mit ein paar ganz tapferen Menschen organisiere ich im Juni das Literaturcamp in Heidelberg. Da wir ganz das Barcamp-Konzept leben (freien Zugang für alle), kämpfen wir gerade etwas darum, Sponsoren zu finden, damit die Veranstaltung stattfinden kann. Denkst du, das wäre für die GLS vielleicht interessant? Zum Konzept würde das meiner Meinung nach super passen.
Über eine kurze Antwort würde ich mich sehr freuen.”
Und seine Antwort war ganz lapidar:
“Ich spreche mal mit Hannes. Wieviel € braucht ihr denn?”
Daraufhin schickte ich ihm unsere Sponsorenmappe und am 03.02. kam via Twitter-PM nur ein:
“Gold!”
Eine Bank hat an uns geglaubt. Eine Bank hat so sehr an uns geglaubt, dass sie Hauptsponsor des Literaturcamps wurde.
Ohne Johannes, Rouven und die GLS-Bank hätten wir vielleicht nicht so viel Mut gehabt, die Veranstaltung durchzuziehen. Ganz sicher hätte ohne sie das Geld nicht gereicht, das Literaturcamp zu dem zu machen, was es letzten Endes wurde: Eine Veranstaltung auf Augenhöhe. Ein Barcamp, das für viele so überwältigend schön war, dass sie jetzt noch in Erinnerungen schwelgen. Ein Literaturcamp, das Ideen in die Köpfe pflanzte und aus dem neue Projekte entsprangen. Gemeinsame Projekte.
Lieber Johannes, du hast gemeinsam mit Rouven dabei geholfen, auch unsere Welt ein Stück besser zu machen. Danke dafür. Ich verspreche dir, dass wir 2017 in Deinem Sinne weitermachen. Die letzten Worte überlasse ich dir:
„Wenn ich einen letzten Wunsch hätte, dann wäre es der hier: Schaut in jeder Situation gemeinsam nach vorn. Seid achtsam mit euch selbst und dann aufeinander. Macht die Welt im Großen wie im Kleinen wieder zu einem guten Ort. Lebt den Gedanken, dass das gemeinsam im Miteinander möglich ist, weiter. Das wäre mir ein letzter Trost. Vielleicht bekommt mein Dasein dann doch noch einen Sinn.“
Johannes Korten, 1974-2016.