In unserer Interviewreihe geht es heute weiter mit Thorsten Simon von BoD, unserem langjährigen Litcamp-Gast und -Sponsor. Wir haben mit Thorsten über den steigenden Wettbewerb im Bereich des Selfpublishing gesprochen und über den Mut, den es braucht, um ein Buch zu veröffentlichen.
Vielen Dank an Alexandra vom Blog The Read Pack, die das Interview führte.
Alexandra: Hallo Thorsten, vielen Dank, dass wir dir einige Fragen stellen dürfen!
Du bist mit BoD von Anfang an als Sponsor und Teilnehmer des Litcamp in Heidelberg dabei. Warum ist euch bzw. dir das Litcamp so wichtig?
Thorsten: Barcamps an sich sind ein fantastisches Format, um sich mit Gleichgesinnten und Expert*innen auszutauschen, neue Ideen und Sichtweisen kennenzulernen und Kontakte zu knüpfen. Das Litcamp in Heidelberg ist aber auch als Barcamp außergewöhnlich, da es für eine besondere Vielfalt der literarischen Themen sowie Teilnehmer*innen steht. Hinzu kommt eine außergewöhnliche Atmosphäre vor Ort und die große Interaktion und Reichweite über Social Media. Das macht das Litcamp zu etwas Besonderem in der Buchbranche und wunderbar passend zu BoD und Self-Publishing.
Gab es eine Session im letzten Jahr, die dich besonders überrascht hat? Was hast du persönlich vom letzten Litcamp mitgenommen?
Was mich im letzten Jahr besonders überrascht und vor allem begeistert hat, war, dass so viele neue Gesichter das Litcamp besucht haben. Statt dann aber, wie es bei manchem Barcamp auch mal passiert, nur passiv an Sessions teilzunehmen, hat gefühlt fast jeder ein eigenes Thema vorgeschlagen. Das war wirklich beeindruckend und zeigt auch mal wieder, was das Litcamp so einzigartig macht.
BoD unterstützt Autor*innen bei der Veröffentlichung ihrer Romane ohne Verlag. Manche Leser*innen haben immer noch Vorbehalte gegenüber Büchern von diesen sogenannten Selfpublishern, vor allem wegen dem vermeintlich fehlenden Lektorat. Was kannst du dem entgegnen? Hast du ein Lieblingsbuch aus den von euch veröffentlichten Titeln?
Wir unterstützen unsere Autor*innen nicht nur bei der Veröffentlichung ihrer Titel im Self-Publishing, sondern helfen auch bei der inhaltlichen und gestalterischen Erstellung der Bücher. Wir geben beispielsweise umfangreiche Tipps rund ums Schreiben und um die Buchgestaltung in unserem Blog, in Leitfäden, How-To-Videos oder in Vorträgen und Workshops auf Veranstaltungen und Messen. Darüber hinaus bieten wir auch Leistungen wie ein Korrektorat, Lektorat oder Coverdesign an. Unser Ziel ist es, gemeinsam mit unseren Autor*innen die Bücher so gut wie möglich zu machen.
Generell hat sich in den letzten Jahren die Qualität der Bücher im Self-Publishing immer weiter gesteigert. Vor allem Autor*innen, die sich bewusst in den Wettbewerb um Leser*innen begeben, veröffentlichten professioneller und nutzen für ihre Titel ein Lektorat und ein hochwertiges Coverdesign. Im Ergebnis unterscheiden sich diese Titel kaum noch von Verlagstiteln.
Eine weitere Besonderheit im Self-Publishing ist die Vielfalt der Titel. Autor*innen haben die komplette künstlerische Freiheit über die Inhalte und erweitern so das verlegerische Spektrum im Buchmarkt, indem sie häufig auch Nischen und Trendthemen bedienen. Self-Publishing ermöglicht Autor*innen auch eigene Titel neu zu veröffentlichen, die zuvor bei Verlagen waren. Ein Beispiel hierfür ist das Buch “Deutschland Schwarz Weiß” von Noah Sow, das ich absolut empfehlen kann. Ein weiteres Buch, das ich Fantasy-Fans ans Herz legen kann, ist die Enyador-Reihe von Mira Valentin.
Im Moment laufen mit dem Deutschen Selfpublishing-Preis und dem Kindle Storytelling Award gleich zwei wichtige Schreibwettbewerbe für Selfpublisher. Was bedeuten euch diese Preise? Wie verändert sich die Aufmerksamkeit, die eure Autor*innen dadurch bekommen?
Die Preise sind vor allem gut für die Autor*innen. Sie sind eine Anerkennung und gleichzeitig soll mit ihrer Hilfe öffentliche Aufmerksamkeit für die Vielfalt und Qualität von Büchern erzielt werden, die im Self-Publishing entstehen. Wir haben uns daher auch sehr gefreut, dass im letzten Jahr mit “Löwenblut” von Monika Pfundmeier und “Wie Gräser im Wind” von Ella Zeiss zwei BoD-Titel und Autorinnen gewonnen haben.
Besonders wichtig ist uns, den stationären Buchhandel noch stärker für Self-Publishing-Titel zu begeistern. Aus diesem Grund fördern wir auch den Deutschen Selfpublishing-Preis als Partner, der dieses Ziel ebenfalls unterstützt.
Hat sich denn allgemein etwas geändert in den letzten Jahren im Bereich Selfpublishing? Ich als Bloggerin habe das Gefühl, dass es immer mehr aber auch zum Teil immer bessere Selfpublisher gibt? Gab es da einen Wandel?
Eine wesentliche Veränderung ist die bereits angesprochene zunehmende Professionalisierung der Autor*innen beim Publizieren ihrer Titel. Erfolgreiche Self-Publisher*innen arbeiten häufig wie ein kleiner, unabhängiger Verlag mit einem festen Team samt Lektor*in, Grafiker*in und zum Teil auch Marketingunterstützung.
Ein weiterer aktueller Trend im Self-Publishing sind vor allem junge Autor*innen, die für eine neue Titelvielfalt sorgen und durch ihre Nähe zur eigenen Zielgruppe insbesondere jüngere Leser*innen gewinnen. Die Autor*innen sind selbst Teil ihrer Leserzielgruppe, kennen deren Motivation, schreiben aus der Zielgruppenperspektive und begeistern mit Büchern, die authentisch und lebensnah sind. Mit ihren Titeln besetzen sie häufig aktuelle oder nischige Themen, die im Buchmarkt teilweise unterrepräsentiert sind – wie LGBTQ-Themen oder auch Depression in Jugendromanen. Beispielhaft für diesen Trend stehen Luisa Strunk (“Unser Platz in dieser Welt”), Larissa Braun (“It’s time to move on”) und Alicia Zett (“Traumtänzerin”).
Die Konkurrenz als Autor*in im Selbstverlag ist groß. Was rätst du Autor*innen, die sich trotzdem wagen wollen einen Roman zu veröffentlichen?
Das wichtigste ist, den Schritt zu wagen. Ein Buch zu veröffentlichen, bedeutet auch, Mut zu haben. Auf den Weg zur Veröffentlichung und auch darüber hinaus unterstützen wir unsere Autor*innen mit Tipps und Services beim Schreiben, Gestalten sowie Vermarkten ihrer Bücher. Insbesondere die Buchvermarktung ist eine Herausforderung und wird am Anfang teilweise unterschätzt. Neben einem möglichst professionell erstellten Buch geht es nämlich im zweiten Schritt darum, den eigenen Titel auch zu bewerben. Der Wettbewerb um Leser*innen ist tatsächlich groß – aber ganz unabhängig davon, ob ich in einem Verlag oder im Self-Publishing veröffentliche. Umso wichtiger ist daher, eine Buchveröffentlichung vorausschauend zu planen. Dazu gehört, das eigene Buch so gut wie möglich zu machen, sich dem Thema Buchvermarktung frühzeitig zu widmen und sich zu informieren, über welche Plattform man das Buch im Self-Publishing veröffentlichen möchte. Bei Bedarf sollte man auch immer auf Hilfe zurückgreifen – beispielsweise bei der Cover- und Buchblockgestaltung oder in Form eines Lektorats.
Jetzt haben wir viel übers Schreiben und Verlegen gesprochen, aber was ist eigentlich deine größte Leidenschaft neben der Literatur?
Bücher sind tatsächlich eine meiner größten Leidenschaften. Darüber hinaus bin ich vielfältig interessiert und neugierig, auch neues kennenzulernen. Momenten versuche ich mich an Bouldern, da bei uns gleich um die Ecke von BoD eine neue Boulder-Halle aufgemacht hat.
Dankeschön, Thorsten, es war schön mit dir sprechen zu können. Wir freuen uns schon dich dieses Jahr auf dem #litcamp19 wiederzusehen!
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