Für unser zweites SponsorInnen-Interview haben wir Sandra Uschtrin eingeladen, die mit dem Uschtrin Verlag bisher jedes Literaturcamp Heidelberg unterstützt hat. Mit dieser Interview-Reihe möchten wir unseren Sponsorinnen vom Literaturcamp 2017 noch mal für die Unterstützung danken und hoffen, dass wir damit auch unseren LeserInnen und TeilnehmerInnen einen Einblick in die Arbeit der SponsorInnen geben können. Wer das erste Interview mit Nina George von “Fairer Buchmarkt” verpasst kann, kann es auf unserem Blog nachlesen.
Literaturcamp: Liebe Sandra, wir freuen uns, dass du uns als Sponsorin ein paar Fragen beantworten möchtest. Als wir letztes Jahr mit dem Aufbau des #litcamp17 angefangen haben, war die erste Aufgabe erst mal die Päckchen zu holen. Skurrilerweise war nicht unser großes Zelt Schuld daran, dass wir so oft hin- und herlaufen mussten, sondern die zahlreichen Pakete von Uschtrin. Am Ende entdeckten wir darin jede Menge Ausgaben der Federwelt und des Selfpublishers, die am Barcamp-Wochenende schneller weggingen, als wir gucken konnten. Wie kam es dazu, diese Zeitschriften herauszubringen und wie haben sie sich seitdem entwickelt?
Sandra Uschtrin: Wir vom Uschtrin Verlag veröffentlichen Fachinformationen, die für Autorinnen und Autoren interessant sind. Da bietet es sich natürlich an, neben Büchern – wie dem »Handbuch für Autorinnen und Autoren« –, unseren beiden Newslettern oder den Infos auf dem Internetportal www.autorenwelt.de auch Zeitschriften herauszubringen – und das sind die Federwelt und der selfpublisher.
Die Federwelt habe ich 2005 von Titus Müller und Kathrin Lange übernommen. Sie erscheint jetzt seit 21 Jahren, und zwar alle zwei Monate. Derzeit sind wir bei Heftnummer 128. Seit Anke Gasch unsere Chefredakteurin ist, wird die Federwelt von Jahr zu Jahr immer noch besser. Sie kniet sich da unglaublich rein und akquiriert Artikel von AutorInnen, die grandios sind. Schauen Sie sich nur das aktuelle Heft an, die Februarausgabe: etwa die Umfrage von Jasmin Zipperling bei 18 Lektoren und Programmmacherinnen von großen Publikumsverlagen. Oder das Gespräch von Oliver Wenzlaff mit Bestsellerautor Sebastian Fitzek und dessen Agent Roman Hocke. Das sind Highlights, die Sie so nur in der Federwelt finden. Unsere Leserinnen und Leser wissen diese Qualität erfreulicherweise zu schätzen – die Auflage steigt stetig. Wir sind jetzt bei 5.000 Exemplaren je Ausgabe und haben weit über 2.000 Abonnenten. Kaufen kann man die Hefte im Bahnhofsbuchhandel oder direkt beim Uschtrin Verlag.
der selfpublisher ist quasi der jüngere Bruder der Federwelt und wendet sich, wie der Name schon sagt, an AutorInnen, die im Bereich Selfpublishing aktiv sind oder damit liebäugeln, sowie an deren Dienstleister. Wir haben dieses Magazin im Herbst 2015 auf den Markt gebracht; diesen März erscheint das neunte Heft. Trotzdem wissen wir gerade nicht, ob und wie wir mit dem selfpublisher weitermachen werden. Zwar erscheint er nur viermal jährlich. Aber zusammen mit der Federwelt sind das zehn Erscheinungstermine mit allem, was damit an Arbeit verbunden ist. Und der Tag hat ja leider immer nur 24 Stunden.
Falls LeserInnen der Zeitschriften oder TeilnehmerInnen des Literaturcamps auch mal einen Artikel schreiben möchten, was sollten sie mitbringen und dafür tun?
Sandra: Sie sollten sich in die Situation ihrer Kolleginnen und Kollegen hineinversetzen können und sich fragen: Was möchten die LeserInnen, allesamt AutorInnen, wissen? Was interessiert sie? Sie sollten so schreiben, dass Anke mit ihren Texten nicht ewig viel Arbeit hat. Sich an Abgabetermine halten. Bereit sein, akkurat zu recherchieren. – Am besten, man wendet sich mit seiner Artikelidee direkt an Anke (anke.gasch@federwelt.de) und schickt ihr gleich ein Kurzexposé mit: Worüber (Thema?) will man (Was befähigt einen dazu?) für wen (Zielgruppe?) warum (Erkenntnisinteresse?) in welcher Form (Interview, Beitrag, Umfrage, Glosse …?) und Länge (1 Heftseite = maximal ca. 3.800 Zeichen inkl. Leerzeichen) schreiben? – Gut ist also, sich vorher ein paar Gedanken zu machen. Zu schreiben: „Halli, hallo, hallöchen! Ich will auch mal was für euch schreiben, ich weiß nur nicht was. Habt ihr eine Idee?“ – das begeistert Anke nicht so sehr. – Übrigens sind wir im März wieder auf der Leipziger Buchmesse (Halle 5, D411). Wer Lust hat, kann da direkt mit uns reden und Artikelideen mit Anke diskutieren.
Zum Uschtrin Verlag und den beiden Zeitschriften gehört auch noch der Autorenwelt-Shop. Neben den Verlagstantiemen bekommen AutorInnen hier zusätzlich 7% des Verkaufspreises ausgezahlt, ohne dass LeserInnen mehr bezahlen müssen. Mit den Tantiemen allein können nämlich nicht viele AutorInnen vom Schreiben leben und so soll ihnen der Weg dahin ein wenig erleichtert werden. Kannst du dich noch an die ersten Reaktionen auf den Shop und sein Konzept erinnern?
Sandra: Es gab viel Misstrauen. Unsere Idee war derart neu, dass viele sie nicht verstanden:
„Wie? Nur 7 Prozent? Bei Amazon bekommen Autoren bis zu 70?“ – Wir sind aber keine Selfpublishing-Plattform, auf der E-Books vertickt werden, sondern eine Online-Buchhandlung. Als Buchhandlung bekommen wir – wie alle Buchhandlungen – um die 30 Prozent vom Ladenpreis als Buchhandelsrabatt. Und es ist dieser Buchhandelsrabatt von dem eine Buchhandlung lebt, also ihre Infrastruktur bezahlt und ihre Steuern. Wie sollten wir da 70 Prozent an den Autor abgeben können?
Manche haben auch Sorge, ihre Verlage damit zu verärgern, wenn sie am Autorenprogramm teilnehmen. Aber wie das? Verlage freuen sich doch, wenn die Bücher ihrer AutorInnen gekauft werden. Dafür machen sie sie doch. Und wenn der Autor neben seinen Verlagstantiemen über den Autorenwelt-Shop noch weiteres Geld verdienen kann – ist das doch prima! Denn dann hat er mehr Zeit zum Schreiben und zum Überarbeiten seiner Texte.
Nur die Autorinnen und Autoren, die mit den Usancen des Buchhandels vertraut sind, haben gesagt: „Wow! Toll, was ihr da macht! – Wo kann ich mich für das Autorenprogramm anmelden? Wie kann ich für euch Werbung machen?“
Was hat sich seitdem verändert? Was habt ihr gelernt?
Sandra: Wir haben gelernt, dass wir noch viel mehr Aufklärungsarbeit leisten müssen, um die Autorinnen und Autoren zu erreichen. Und selbstverständlich auch die Leser. Denn natürlich profitieren AutorInnen nur dann von unserer Idee, wenn es auch Käufer gibt, die im Autorenwelt-Shop ihre Bücher kaufen.
Und da kommen wir wieder zu dem Problem, dass der Tag nur 24 Stunden hat. Wilhelm, der sich um die Programmierung des Autorenwelt-Shops kümmert, arbeitet nebenher, um das Geld zu verdienen, das der Shopbetrieb kostet. Und wir anderen sind mit den Zeitschriften, also der Aboverwaltung, den Bestellungen etc. auch schon recht gut ausgelastet.
Super wäre es, wenn ihr auf das Neuland 2.0-Voting verlinken könntet. Dass wir mit dem Autorenwelt-Shop als eines von 13 Startups auf die Leipziger Buchmesse ins Neuland 2.0-Areal eingeladen worden sind, darauf sind wir nämlich mega stolz. Und wenn jetzt noch ganz viele für die Autorenwelt voten würden und wir den Publikums- und den Businesspreis gewinnen würden, dann käme das schlussendlich allen AutorInnen zugute.
Für den Neuland 2.0 Publikumspreis 2018 der Leipziger Buchmesse könnt ihr noch bis zum 11.3.2018, 23:59 Uhr voten, mit einem Klick auf diesen Link gelangt ihr dorthin.
Ich habe beim Stöbern zufällig William Shakespeare entdeckt. An wen gehen denn in diesem Fall die 7%?
Sandra: Derartige Gelder sammeln wir in einem speziellen Account („uncleared Transactions“). Ebenso wie die Gelder von AutorInnen, die sich noch nicht bei uns angemeldet haben. Und dieses Geld geben wir später an Autorenvereinigungen ab und an Projekte, die für AutorInnen hilfreich sind.
Mit der Autorenwelt, der Federwelt und dem selfpublisher habt ihr jedes Literaturcamp Heidelberg unterstützt, auch das kommende #litcamp18 in diesem Jahr. Mal ganz keck gefragt: Was haben wir denn richtig gemacht?
Sandra: Ihr seid toll vernetzt, super organisiert, klasse drauf. Und ihr wart die Ersten. Das macht euch so schnell niemand nach!
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Einen ganz lieben Dank für dieses tolle Kompliment am Schluss, liebe Sandra, und wir freuen uns, dass du uns so viel erzählt hast. Ich hoffe auch, dass ihr einige neue Dinge lernen konntet, liebe TeilnehmerInnen des Literaturcamp Heidelbergs, und dass ihr uns auch in diesem Jahr wieder die Federwelt- und selfpublisher-Hefte aus den Händen reißt. Vielleicht ja auch mit einem Artikel von euch da drin?
Herzliche Grüße und bis bald, Cindy
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